Das Bild in seiner Zeit

Studie
der Weite

Das Zuhause als Observatorium

Text und Bilder — Sarker Protick — 17.07.2021

Welche Farben zeigt der Himmel während der Zeit des Monsuns?

Während des Lockdowns verändert sich beim bengalischen Fotografen Sarker Protick der Blick auf die Welt. Seine Welt wird zwar kleiner, seine Arbeiten jedoch malerischer, reduzierter und konzentrierter. Für ReVue hat der Künstler Arbeiten aus den Jahren 2020 bis 2021 zusammengestellt.

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Das Reisen war ein wichtiger Teil meiner Arbeit, die freie Natur war mein Studio. Die Bewegungseinschränkungen aufgrund der Pandemie sperrten mich in Mauern. Der Lockdown kam mit einem scharfen Übergang: ein Übergang in einen ziemlich monotonen, sozial isolierten Raum ohne Gewissheit oder Versprechen auf Veränderung. 

Vom Balkon meiner Wohnung in Dhaka aus begann ich, die Krähen- und Rabenkolonien vor meinem Haus zu beobachten. Ich beobachtete diese Kreaturen – ruhig, majestätisch, ruhend. Manchmal saßen sie in einer kurzen Pause zwischen den Flügen und manchmal machten sie lange Pausen, um den Monsunregen aufzusaugen. Sie erinnerten mich an die Bilder der japanischen Fotografen Masahisa Fukase. 

Die Jahreszeiten wechseln, der Sommer ist längst vorbei, der Herbst steht vor der Tür. Ich verliere das Gefühl für die Zeit. Welcher Tag ist heute? Welches Datum haben wir? Nach und nach entdeckte ich Abwechslung von der Monotonie in anderen Bereichen: in den Zyklen des Mondes, den sich verschiebenden Formen der Wolken, den Geometrien des Raumes, den Schattierungen am Horizont und den zarten Wirbeln der ausgefallenen Haare meiner Mutter.

Der Akt des Fotografierens wird zu einem Akt des Schauens – in tiefer Zeit. Der Raum entfaltet sich und das Zuhause wird zu einem Observatorium ... ein zirkadianer Rhythmus. 

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«Ich beobachtete diese Kreaturen –ruhig, majestätisch, ruhend»

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Sarker Protick
Sarker Protick hat eine Praxis entwickelt, die die verschiedenen Rollen eines Bildermachers, Lehrers und gelegentlich Kurators vereint. Seine Arbeiten kreisen um die Themen Zeitlichkeit, Materialität der Zeit und die metaphysischen Perspektiven von Licht und Raum. Indem er mit Fotografie, Video und Sound arbeitet, hat Protick eine Reihe von Arbeiten geschaffen, die auf langfristigen Erkundungen beruhen, die in Bangladesch verwurzelt sind, während er gleichzeitig Ideen erforscht, die den Begriff der geopolitischen Grenzen verwischen. Indem er detaillierte Beobachtungen und subtile Gesten einbezieht, schaffen seine Arbeiten einen subjektiven Raum vor, der oft minimal, weitläufig und atmosphärisch ist.
Protick war Preisträger und Teil der Joop Swart Masterclass, Foam Talent, Light Work Residency, Magnum Foundation Fund, World Press Photo Award. Er hat in Museen, Galerien und auf Festivals ausgestellt, darunter Yokohama Triennale, Hamburg Triennale, Paris Photo, Dhaka Art Summit, 4A Center of Contemporary Asian Art, Kunst Haus Wien, Noorderlicht, Singapore Art Week, Art Dubai und mehr.
Sarker Protick ist ein Fakultätsmitglied des Pathshala South Asian Media Institute und Co-Kurator des Chobi Mela International Festival of Photography.
 Zur Homepage von Sarker Protick.

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