Im Kopf

Hat Darwin etwas versäumt? Fontcuberta forscht nach...

Charles Darwin vor der Korallen-Sammlung des Oxford University Museums, ca. 1876

Den Korallen auf der Spur

Was haben der britische Naturforscher Charles Darwin, der deutsche Avantgarde-Fotograf Alfred Ehrhardt und der katalanische Konzeptkünstler Joan Fontcuberta gemeinsam?

Eine Liebe zur Forschung und zu Korallen, könnte man meinen. Möglicherweise ist es aber auch anders. Um das herauszufinden, nehmen wir an dieser Stelle teil an einer Expedition, bei der Wirklichkeit und Fantasie verschwimmen. Wir tauchen mit Joan Fontcuberta, dem Meister der kunstvollen Entstehung neuer Bildwelten, ab – und versuchen den eigenen Geist anschließend wieder über Wasser zu halten. Im besten Falle: erfrischt mit neuem Zweifel. 

Texte — Joan Fontcuberta und Christiane Stahl (Einleitung) — 20.09.2024

Übersetzung — Karin Kubitsch

Bilder — Joan Fontcuberta / VG Bild-Kunst, Bonn, 2024 und Alfred Ehrhardt Stiftung

Redaktion — Claudia Kursawe

Über Fontcubertas Forschungsreise –
eine Einleitung von Christiane Stahl, Direktorin der Alfred Ehrhardt Stiftung 

Das neueste Projekt des international renommierten katalanischen Fotografen, Kurators, Essayisten und Dozenten Joan Fontcuberta trägt den Titel: «What Darwin Missed» und entstand in enger Zusammenarbeit mit der Alfred Ehrhardt Stiftung. 

Nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Archiv der Stiftung entschloss sich Fontcuberta, ein Vorhaben fortzusetzen, das Alfred Ehrhardt 1938 begann. Zum 100. Jahrestag von Charles Darwins Buch «The structure and distribution of coral reefs» wollte Ehrhardt für das Naturhistorische Museum Hamburg einen vollständigen und aktualisierten Bildatlas über Korallen herausgeben. Jedoch kam es aufgrund des Zweiten Weltkrieges nie zur Umsetzung.  

Nun hat Fontcuberta eine Expedition auf den Spuren von Ehrhardt und Darwin unternommen, die an die Abenteuer eines Alexander von Humboldt oder eines Jules Verne erinnert. Die Reise ist das erzählerische Moment, aus dem er eine Ausstellung entwickelt hat, die ganz auf dem Verhältnis von Fakten und Spekulation, Wissenschaft und Kunst basiert. 

Schon in seinen berühmten Serien «Fauna» (1987) und «Sputnik» (1997) manifestierte der Künstler, dass nicht alles, was das Auge sieht, ungeprüft als wahr hingenommen werden sollte, und nicht alles, was sich als wissenschaftlich ausgibt, auch zwingend richtig ist...

«Schon in seinen berühmten Serien «Fauna» (1987) und «Sputnik» (1997) manifestierte Fontcuberta, dass nicht alles, was das Auge sieht, ungeprüft als wahr hingenommen werden sollte, und nicht alles, was sich als wissenschaftlich ausgibt, auch zwingend richtig ist.»  – Christiane Stahl

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Joan Fontcuberta beim Tauchen vor Direction Island, die zu den Kokosinseln Australiens gehören, 2024 

«What Darwin Missed»
von Joan Fontcuberta

«Saper vedere» mahnte der renommierte Kunsthistoriker Matteo Marangoni. Die Augen öffnen für die Kunst, um zu ergründen, welche inneren Geschichten dahinterstecken und um ihre symbolischen Untertöne zu verstehen. Das Gemälde «Madonna della Vittoria» (1496) wurde bei Andrea Mantegna in Auftrag gegeben, um den Sieg des von Francesco II. Gonzaga, Markgraf von Mantua, befehligten Heeres über die Invasionstruppen des französischen Königs in Fornovo im Jahre 1495 zu feiern.

Die Madonna sitzt auf dem Thron, mit dem nackten Jesuskind, das sein Geschlecht zeigt. In seiner linken Hand hält der Kleine zwei rote Nelken, Symbole der Passion, des Leidensweges Jesu Christi. Weitere Elemente der Natur sind abgebildet: Blumen, Früchte und exotische Vögel.

Das wichtigste Element ist jedoch eine Koralle: Von der Apsis der Kapelle hängt an einer Kette aus roter Koralle und Bergkristallperlen ein riesiges Stück roter Koralle von außergewöhnlicher Schönheit, von intensiver und glänzender ochsenblutroter Farbe.

Zwischen Tier, Pflanze und Fossil war die Koralle ein hochgeschätztes Stück der Wunderkammer, der viele Eigenschaften zugeschrieben wurden. In diesem Fall erinnert die von Mantegna gemalte Koralle an einen militärischen Triumph, repräsentiert aber auch und vor allem den Triumph des Christentums über die Heiden.

Ihre ikonologische Bedeutung ist sogar noch umfassender: Die rote Farbe steht für das Blut Christi, und ihre Form erinnert an einen Baum, in diesem Fall einen Meeresbaum, der auf die göttliche Macht sowohl an Land als auch im Meer anspielt. Es handelt sich also um ein apotropäisches Symbol: Es hält das Böse fern und fördert das Gute.

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Das Gemälde «Madonna della Vittoria» von Andrea Mantegna, 1496

«Die rote Farbe der Koralle steht für das Blut Christi, und ihre Form erinnert an einen Baum, in diesem Fall einen Meeresbaum, der auf die göttliche Macht sowohl an Land als auch im Meer anspielt.»  – Joan Fontcuberta

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 Leptogorgia christiae

Der junge Darwin bereichert seinen Geist mit Poesie, Musik und Malerei

Das Gemälde Madonna della Vittoria, das auf der Grundlage des Eroberungsrechts seit 1798 im Museum Louvre aufbewahrt wird, dürfte einen jungen Charles Darwin erschüttert haben, als er bei seinem einzigen Besuch des europäischen Kontinents mit einigen Cousins Paris besuchte.

In dieser Zeit, als er versucht war, eine kirchliche Laufbahn einzuschlagen und mitten in einer prägenden Phase seines Lebens, fand Darwin, wie er in seiner Autobiografie berichtet, Gefallen daran, seinen Geist mit Poesie, Musik und Malerei zu bereichern. Dieses beginnende Interesse und die intellektuelle Offenheit führten sicherlich dazu, dass Mantegnas Werk einen tiefen Eindruck im neugierigen Geist des zukünftigen Naturforschers hinterließ, so dass es zu einem leuchtenden Signal für seine Fragen über das Göttliche und das Menschliche wurde.

So fragte er sich beispielsweise scharfsinnig: Wie konnte Mantegna einen weißen Kakadu malen, der aus Australien, Indonesien und Neuguinea stammt, wenn es doch im XV. Jahrhundert keine Handelsrouten mit diesen Regionen des Planeten gab?

«Darwin fragte sich scharfsinnig: Wie konnte Mantegna einen weißen Kakadu malen, der aus Australien, Indonesien und Neuguinea stammt, wenn es doch im XV. Jahrhundert keine Handelsrouten mit diesen Regionen des Planeten gab?»  – Joan Fontcuberta

Darwins Korallenstudien

Während seiner Reise an Bord der HMS Beagle (1831–1836) sammelte Darwin eine große Menge an Daten und Exemplaren aus entfernten geografischen Gebieten. Vielleicht immer noch angeregt durch die Madonna della Vittoria untersuchte und sammelte er zahlreiche Korallenproben an verschiedenen Orten, darunter die Korallenriffe des Indischen und des Pazifischen Ozeans.

Sein kurzer Aufenthalt auf den Galapagos-Inseln, vom 15. September bis 17. Oktober 1835, und später auf den Keelinginseln, vom 2. bis 12. April 1836, waren die ergiebigsten Gelegenheiten zur Bereicherung seiner Korallensammlung. Die auffälligste Beobachtung aus beiden Erfahrungen dürfte gewesen sein, dass Korallenriffe in flachen und warmen Gewässern entstehen, hauptsächlich um vulkanische Inseln oder Atolle.

Darwin bemerkte die Bedeutung der Korallen in der Konstruktion der Riffe und stellte die Theorie auf, dass diese durch langsames und kumulatives Wachstum kleiner Korallen und kalkhaltiger Organismen entstünden, die über versunkenen alten Vulkanen wuchsen und Atolle bildeten. Schließlich hielt er fest, dass die Verteilung der Korallenriffe mit der geologischen Stabilität und den Umweltbedingungen des Ozeans zusammenhängt.

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Links: Cominecus pyxidatus. Rechts: Pectinia alcicornis

Eine altbekannte Theorie und neue Erkenntnisse

Seine Untersuchung der Korallen führte Darwin letztendlich zu einem erheblich verbesserten Verständnis der Naturgeschichte und der Meeresgeologie. Die Studien lieferten ihm auch Beweise zur Unterstützung seiner Evolutionstheorie, indem sie zeigten, wie Organismen mit ihrer Umgebung interagieren und wie geologische und biologische Prozesse im Laufe der Zeit Meereslandschaften formen können. Als Ergebnis veröffentlichte Darwin 1842 das Buch «The Structure and Distribution of Coral Reefs», eines seiner ersten wichtigen Werke.

Wie allgemein bekannt, besagt Darwins Evolutionstheorie, dass sich alle Spezies im Laufe von Millionen von Jahren allmählich durch einen Prozess der natürlichen Selektion entwickelt haben.

Der jüngste Fund hochspezialisierter Korallenarten der Cnidaria, sowohl der Klasse Anthozoa als auch Hydrozoa, stellt jedoch die etablierte Theorie infrage. Diese Spezies besitzen einzigartige und komplexe Merkmale, die nicht einfach durch natürliche Selektion und allmähliche Evolution erklärt werden können.

Zum Beispiel zeigen einige neu entdeckte Korallen extreme Anpassungen an spezifische Umweltbedingungen, wie erheblich hohe oder niedrige Temperaturen, ungewöhnliche pH-Werte oder hohen Wasserdruck in den Tiefen des Ozeans.

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Links: Cladopsammia gracilis. Rechts: Eunicella cavolinii

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Müssen wir unser Verständnis des Ursprungs des Lebens überdenken?

Nach Darwins Evolutionsmodell sollten sich solche Anpassungen allmählich über zahlreiche Generationen durch zufällige Mutationen und natürliche Selektion entwickeln. Die Geschwindigkeit und Komplexität dieser Anpassungen widerlegen jedoch die herkömmliche Erklärung und lassen Spekulationen über anormale genetische Effekte zu, möglicherweise verursacht durch Umweltverschmutzung (Mikroplastik, chemische Abfälle etc.) oder durch Radioaktivität.

Andererseits legt die Entdeckung dieser neuen Spezies von Cryptocnidaria-Korallen die Möglichkeit einer «besonderen Schöpfung» oder eines «intelligenten Designs» nahe, während derer diese Lebensformen durch eine unbekannte Kraft absichtlich und geplant entworfen und geschaffen worden sein könnten.

Zusammengefasst stellt ihre Entdeckung eine bedeutende Herausforderung für Darwins Evolutionstheorie dar und weist auf die Notwendigkeit hin, unsere Ansätze zum Verständnis des Ursprungs und der Diversifizierung des Lebens auf der Erde zu überdenken.

«Die Entdeckung dieser neuen Spezies von Cryptocnidaria-Korallen legt die Möglichkeit einer besonderen Schöpfung oder eines intelligenten Designs nahe.» – Joan Fontcuberta

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 Corallium cancrorum – die Krabbenkoralle ist ein Einzelgänger und lebt in Gebieten mit starkem Wellengang. Ein nomadischer Anthozoa, den Meeresströmungen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, der sich erst häuslich niederlässt, wenn sich diverse lange, radiale Polypen – nachdem sie ihre maximale Länge erreicht haben – durch die Berührung mit einem Felsvorsprung verhärten (LPS) und diesen umklammern.

Mut zum Misstrauen

Es ist bemerkenswert, dass Darwin seine Autobiografie fast mit diesem Absatz abschloss: «Von meiner frühen Jugend an hatte ich das stärkste Verlangen, alles zu verstehen oder zu erklären, was ich beobachtete – das heißt, alle Fakten unter allgemeine Gesetze zu gruppieren. Die so gesammelten Erfahrungen haben mir die Geduld verliehen, über jedes ungeklärte Problem jahrelang zu grübeln und nachzudenken. Soweit ich das beurteilen kann, bin ich nicht geneigt, blind der Führung anderer Menschen zu folgen. Ich habe mich stets bemüht, meinen Geist frei zu halten, um bereit zu sein, jede auch noch so geliebte Hypothese aufzugeben (und ich kann nicht widerstehen, über jedes Thema eine zu bilden), sobald widersprechende Tatsachen auftauchen.

Tatsächlich hatte ich keine andere Wahl, als so zu handeln, denn mit Ausnahme der Korallenriffe kann ich mich an keine einzige zunächst aufgestellte Hypothese erinnern, die nicht nach einiger Zeit aufgegeben oder stark modifiziert werden musste. Dies hat mich natürlich dazu gebracht, deduktiven Schlussfolgerungen in den gemischten Wissenschaften sehr zu misstrauen.

Andererseits bin ich nicht sehr skeptisch – eine Denkweise, die ich für schädlich für den Fortschritt der Wissenschaft halte; eine gewisse Menge an Skepsis bei einem Wissenschaftler ist ratsam, um großen Zeitverlust zu vermeiden; denn ich habe nicht wenige Menschen getroffen, bei denen ich sicher bin, dass sie dadurch oft davon abgehalten wurden, Experimente oder Beobachtungen durchzuführen, die direkt oder indirekt nützlich gewesen wären.» [1]

Warum erlaubte sich Darwin, all seine eigenen Theorien zu überprüfen, anzupassen und zu aktualisieren außer denjenigen, die sich auf Korallen bezogen? Warum diese Unfehlbarkeit oder dieser Extremismus in Bezug auf Korallen? Und warum diese abschließende Kritik am Skeptizismus, der der rationale Filter ist, um jegliches empirisches Wissen anzugehen?

Diese Fragen sind Prof. Dr. Max Egon Thiel, Kurator der wirbellosen Tiere und Korallenspezialist am Naturhistorischen Museum Hamburg, sicher nicht entgangen. Thiel wollte das hundertjährige Jubiläum von «The Structure and Distribution of Coral Reefs» mit der Veröffentlichung eines illustrierten Buches hervorheben, mit Bildern eines der kompetentesten Naturfotografen, Alfred Ehrhardt.

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Alfred Ehrhardt im Naturhistorischen Museum Hamburg, 1939

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Alfred Ehrhardt, Farbdias, 1964 (c) © Alfred Ehrhardt Stiftung

Expedition in geheimer Mission

Alfred Ehrhardt hatte bereits zuvor bei der visuellen Katalogisierung von Muscheln und Schnecken mit Prof. Dr. Eduard Degner zusammengearbeitet, dem renommierten Kurator der Molluskensammlung desselben Museums.

Das neue Buch sollte neben den spektakulärsten Korallen der Museumssammlung auch einige der äußerst seltenen Cryptocnidaria-Exemplare enthalten, die Thiel auf den Keelinginseln zu erlangen gedachte und die einen innovativen Aufsatz über die Morphogenese aus einer metadarwinistischen Perspektive stützen sollten.

Aus diesem Grunde lag der Höhepunkt des Projekts in einer wissenschaftlichen Expedition, bei der Thiel und Ehrhardt zu den Galapagos-Inseln und den Keelinginseln aufbrechen würden, um auf den Spuren Darwins eben jene Korallen zu dokumentieren, die Darwin entgangen waren. 

Die Expedition erforderte logistische Unterstützung durch die Kriegsmarine und sollte offensichtlich zu einem wissenschaftlichen Deckmantel für eine Art von Geheimmission werden.

Leider führte die sich verschärfende Kriegslage 1940 dazu, dass die transozeanische Reise nicht stattfinden konnte: Schweren Herzens musste Thiel auf die ersehnte Beute der Cryptocnidaria verzichten. Als Vorgeschmack machte Ehrhardt immerhin noch einige Fotos der Schmuckstücke der Hamburger Sammlung.

Doch die Absicht, fortzufahren, wurde vereitelt, als im Mai 1942 sein Haus bombardiert wurde und er nach Frankfurt umziehen musste. Tragischerweise wurde 1943 bei einem weiteren alliierten Bombenangriff das Museumsgebäude zerstört, wobei die gesamte Korallensammlung verloren ging. Später fotografierte Ehrhardt auf eigene Faust weiterhin Korallen im Senckenberg Museum in Frankfurt, um das Projekt fortzusetzen, das schließlich nicht als Buch, sondern als Dokumentarfilm 1964 unter dem Titel «Korallen – Skulpturen der Meere» veröffentlicht wurde.

«Achtzig Jahre später erschien es mir angebracht, diese unvollendete Arbeit fertig zu stellen und Ehrhardts Archiv mit den fehlenden Fotografien zu ergänzen, die durch die Wirren der Geschichte nicht hatten realisiert werden können: Eine Sammlung außergewöhnlicher Bilder von Cryptocnidaria – Joan Fontcuberta

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Links:  Undatiertes Bild eines Übungslaufes zum Fotografieren von Unterwasserkorallen in flachen Gewässern des Australischen Great Barrier Reefs. Rechts: Macrodendronephthya darwinii

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Achtzig Jahre später erschien es mir angebracht, diese unvollendete Arbeit fertig zu stellen und Ehrhardts Archiv mit den fehlenden Fotografien zu ergänzen, die durch die Wirren der Geschichte nicht hatten realisiert werden können: Eine Sammlung außergewöhnlicher Bilder von Cryptocnidaria, die Thiel sehr gefallen hätte und unser Wissen über die Meeresbiologie auf den neusten Stand bringt.

In jedem Fall war es für mich der künstlerische Vorwand, die Galapagos-Inseln und die Keelinginseln mit der Kamera in der Hand zu besuchen und unter anderen Bedingungen jenen anfänglichen Grundsatz von Matteo Marangoni auszuleben: saper vedere. 

Die Ausstellung «What Darwin Missed» ist noch bis zum 22.12.24 in der Alfred Ehrhardt Stiftung, Auguststraße 75 in 10117 Berlin zu sehen. Dazu ist eine Publikation erschienen: «What Darwin Missed» mit Texten von Joan Fontcuberta, Rosa Russo und Christiane Stahl, Kominek Verlag, 2024.


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Testa abyssalis – wir wissen nur wenig über benthische Organismen in der Tiefsee. Bei einem Tauchgang im Marianengraben wurde kürzlich diese Hybridform zwischen Weichkorallen der Familie der Mussidae und Steinskelettkorallen entdeckt. Aufgrund ihrer Form und Farbe wird sie «Meeresfrucht» genannt und ist das giftigste bisher bekannte Cnidaria.

Joan Fontcuberta
Joan Fontcuberta, 1955 in Barcelona geboren, ist ein katalanischer Konzeptkünstler, Fotograf, Autor, Lehrer und Kurator. Das Hauptinteresse von Joan Fontcuberta gilt der komplexen und ambivalenten Beziehung zwischen Realität und Fiktion im Bild. Fontcuberta dekonstruiert in einem typisch postmodernen Ansatz die wissenschaftliche Objektivität, die die Fotografie als Vermittler von Wissen und Erinnerung einsetzt. Dabei hat er sich wiederholt kritisch, aber stets humorvoll provokativ mit dem Abbild auf dem Gebiet der Botanik oder Zoologie auseinandergesetzt.
Christiane Stahl
Dr. Christiane Stahl, 1963 in Mannheim geboren, hat an der Ecole du Louvre und der FU Berlin Kunstgeschichte und Theater- und Filmwissenschaft studiert. Sie ist seit 2002 Direktorin der Alfred Ehrhardt Stiftung und hat über Alfred Ehrhardts fotografisches Frühwerk promoviert. Zu ihren weiteren Tätigkeiten zählen Vorträge, Publikationen, Juryteilnahmen und Lehraufträge mit Schwerpunkt moderne und zeitgenössische Fotografie.
Fußnote

[1] Charles Darwin, The Autobiography of Charles Darwin, 1876, Edition von Nora Barlow, New York 1958, S. 141-142.

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