Dies ist die Geschichte des Zuckerbäckersohns Edgar Herbst, der zum visuellen Aufzeichner avanciert. Er notiert seine Wahrnehmungen des Aufwachsens in der Harzer Natur in der späten Nachkriegszeit und irrt auf unbestimmten Pfaden der Provinzen bis in die Metropolen Frankfurt - Hamburg – Berlin. Anerkennung suchend und Aufmerksamkeit erweckend, mit zerfleddertem Smoking und brandlöchrigem Seidenschal, selten ohne Hut, schenkt er sein Auge der gesellschaftlichen Dekadenz, übermütig in der Darstellung seines Gegenüber und seiner selbst. Aus diesem geistigen und materiellen Archiv soll - schonungslos und gleichsam von Selbstironie gezeichnet- ein Buchwerk panoptischer Fülle entstehen.
Text und Zeichnung — Edgar Herbst
Foto — Paul Schirnhofer
2017
Die junge Dame, die an Schizophrenie erkrankt, erschreckte mich am ersten nüchternen Tag, als sie unbekleidet durch die kargen, weißgelben Gänge der Station 10 rannte, und in Gedichten ihren Vater und den Führer mal verherrlichte, mal beschimpfte.
Zwei Tage nach meiner Selbsteinlieferung am 30. Juli 2017 in das Berliner Jüdische Krankenhaus, schlich sich das schöne Gift nur zäh aus meinen Muskeln und Gliedern. Wehmütige Gedanken an den letzten Abend im Landhaus Märkisch Wilmersdorf, mit Julie, meiner lieben Herz- und Rauschprinzessin, feierte ich vorm zart flackernden Kamin ein letztes Fest. Ein Sommerregen und traurige Wolken überzogen das intime Paradies des Exzesses einer Zeit surrealen Erlebens an der Oberkante Universum.
1992
Das Hotel Pikes in den Bergen der Insel Ibiza hatte vor einem Jahr noch Freddie Mercury und seine Crew beherbergt, und es wurden wilde Abende kolportiert. Für die große Sommergeschichte des Jahres 1992 wurden auf der Redaktionskonferenz des Magazins Stern der Photograph Paul Schirnhofer, der Sternautor Jochen Siemens und der Nachtvogel Edgar Herbst auserwählt, in Reportageform aus der Exzesszone der rauschhaft tanzenden, ostentiös Veranlagten möglichst spektakulär zu berichten. Über Ibiza hingen in diesen Sommertagen tiefe Wolken, Dauerregen besprühte den blassgraublau glitzernden Pool.
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Edgar Herbst, Neues Ufer 11, 10553 Berlin
Tel. 0162/3322047 oder
herbst@dejavu-gesellschaft.org
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